Kulturni center Maribor, 286 Seiten, 2023
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Boris Pahor, noch im Zeitalter der Habsburger im Jahr 1913 in Triest geboren, wo er auch am 30. Mai 2022 im Alter von 108 Jahren starb, war einer der bekanntesten Vertreter der slowenischen Gegenwartsliteratur und die wichtigste literarische Stimme der slowenischen Minderheit in Italien. In seinen Romanen, Novellen und Tagebüchern entwickelt er das Bild unserer Epoche aus der Sicht des Menschen, der den italienischen Faschismus, den Zweiten Weltkrieg und das Martyrium der nationalsozialistischen Lager überstanden hat. So wie Jean Améry, Imre Kertész, Jorge Semprún oder Primo Levi schildert auch Pahor, wie sich die äußere und die innere Rückkehr derer vollzieht, die den Vernichtungsaktionen in Dachau, Bergen – Belsen, Matthausen oder Auschwitz entgingen. Zugleich ist er aber auch ein aufrichtiger und engagierter Chronist des Schicksals der slowenischen Volksgruppe in Italien sowie ein kritischer Zeuge der Destruktion, die die Slowenen in der Zeit des Faschismus erlitten haben.
Pahor, der wie Levi oder Améry, dem „Rad der furchtbaren Geschichte“ entkommen ist, versuchte seine prägenden Erlebnisse auch für die nächsten Generationen erfahrbar zu machen. Er meinte, dass es trotz der schlimmen Erfahrungen ein sinnvolles und humanes Leben möglich ist. Man sollte die Gegenwart mit gestalten und durch diese Mitgestaltung besser machen. Die literarische Botschaft von Boris Pahor ist von einem versöhnlichen Unterton getragen. Der slowenische Autor, der im hohen Alter knapp vor seinem 109. Geburtstag im August 2022 in Triest gestorben ist, bejahte stets aus seiner eigenen Erfahrung heraus das Leben und die menschliche Solidarität über alle Grenzen hinweg.
Lev Detela, Wiener Schriftsteller und Publizist

